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Menschen zählen
Gesellschaften und ihre Herrschaftsapparate nutzten je nach Epoche und Kontext verschiedene Methoden der Selbstbeobachtung. Im Rahmen der Verwissenschaftlichung des Sozialen entwickelten sich Umfragen ab dem 19. Jahrhundert zum wichtigen Instrument der Produktion von Wissen über die Bevölkerung. Die Volkszählung als Urform kontinuierlicher Gesellschaftsbeobachtung bildet den Kern des Buches. Ausgehend von der Überlegung, dass sozialwissenschaftliche Konstruktionen die Wahrnehmungen und Ordnungen von Gesellschaft prägen, werden am britischen Beispiel Akteure, zentrale Methoden wie Interview, Fragebogen und Gesellschaftsklassifikationen sowie konkrete Fragen nach Race, Ethnicity und Disabilities untersucht. Das Buch verbindet Wissensgeschichte mit neuer Politikgeschichte. Denn Volkszählungsfragen konnten nicht einfach im Top-down-Verfahren vorgegeben werden, vielmehr entstanden sie im politischen Prozess, wurden im Zensusbüro formuliert und von der Bevölkerung eigenwillig beantwortet: Die Volkszählungs‚daten' waren Ergebnis einer zirkulären Wissensproduktion. Diese Geschichte sozialwissenschaftlicher Methoden führt ins Zentrum gegenwärtiger Debatten um Big Data und die Herausforderungen des digitalen Zeitalters. Denn die Idee, dass Menschen und Gesellschaften nichts weiter als die Summe ihrer Daten seien, ist im Kern der über 200-jährigen Methodengeschichte von Umfragen und Volkszählungen angelegt.
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
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1. Forschungsstand und Erkenntnisinteresse
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a) Volkszählungen im 19. Jahrhundert: state formation und nation building
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b) Statistik, sample surveys und andere methodische Probleme
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c) Sozialwissenschaften, Selbstbeobachtungen und Wissensgeschichte
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2. Methoden, Quellen und Aufbau
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a) Akteure des Wissens: Kollektivbiografische Zugänge
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b) Fragebogen und Interview: Materialität und Praxis
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c) Ordnungsprinzipien für Gesellschaftsklassifikationen: class und Raum
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d) Kontroverse Fragen im langen 19. Jahrhundert: disability
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e) Kontroverse Fragen im 20. Jahrhundert: race/ethnicity
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3. Untersuchungszeit und -raum
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a) Vorgeschichte und Einführung der britischen Volkszählungen
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b) Zäsuren und Periodisierungen 25
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c) Nationaler Rahmen, internationale Netzwerke und transnationale Prozesse 27
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d) Großbritannien und die (geringe) Rolle des Empires
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- Erster Teil: Akteure und Methoden der Umfrageforschung
- Kapitel I. Akteure des Wissens. Eine Kollektivbiografie der Umfrageforscher
- 1. Der Volkszählungsapparat: Organisation und Verwaltung
- 2. Die Hauptverantwortlichen: Registrars-General
- 3. Die Macher: Der engste Mitarbeiterstab der Registrars-General
- 4. Verschiedene Zweige der Umfrageforschung
- 5. Überschneidungen zwischen staatlicher, universitärer und kommerzieller Umfrageforschung: Die Market Research Society
- Zusammenfassung: Zensusbeamten als typische Vertreter der Umfrageforschung?
- Kapitel II. Methoden der Wissensproduktion. Die Materialität des Fragebogens und die Praxis des Interviews
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1. Der Fragebogen als wichtigstes methodisches Werkzeug
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a) Erster Eindruck: Umfang des Fragebogens
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b) Äußere Form: Layout und Aufbau
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c) Innere Form: Fragetypen und Formulierungen
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2. Interviewpraxis und -praktiken
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a) Volkszähler und Interviewer: Anspruch und Auswahl
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b) Aufgaben, Schulung und Bezahlung der Volkszähler und Interviewer
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c) Wissensproduktion an der Haustür: Das Interview
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- Zusammenfassung
- Zweiter Teil: Die Ordnung der Gesellschaft
- Kapitel III. Das Wissen ordnen. Class und Raum als Grundlagen der Gesellschaftsklassifikation
- 1. Staatliche Klassifikationen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
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2. Entwicklungen in der staatlichen und der kommerziellen Umfrageforschung im 20. Jahrhundert
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a) Kontinuitäten und Wandel in der staatlichen Umfrageforschung
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b) Gesellschaftsklassifikationen in der Markt- und Meinungsforschung
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- 3. Ein schwieriges, aber langlebiges Konzept: Head of Household
- 4. Bestätigung mit eigenen Methoden: Umfragen zur Selbstbeschreibung der Bevölkerung
- Zusammenfassung und Ausblick
- Dritter Teil: Entscheidungen über Zensusfragen im politischen Prozess und ihre Umsetzung in der Praxis
- Kapitel IV. Kontroverses Wissen im langen 19. Jahrhundert: disabilities
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1. Die Konstruktion der Zensusfrage zu disabilities
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a) Gründe für die Einführung der Kategorie (1851)
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b) Erweiterung und Veränderung der Kategorie (1871–1911)
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c) Abschaffung der Zensusspalte (1911–1921)
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2. Der Umgang mit der Zensusspalte zu disabilities in der Praxis
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a) Fallstudie: Zensuseintragungen in der Spalte deaf-and-dumb
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b) Fallstudie: Zensuseintragungen in der Spalte lunatic
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- Zusammenfassung und Ausblick
- Kapitel V. Kontroverses Wissen im 20. Jahrhundert: race/ethnicity
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1. Über indirekte Fragen zum gewünschten Wissen
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a) Stellvertreterfragen: Geburtsort, Nationalität, Staatsbürgerschaft (1841–1961)
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b) Stellvertretend und doch direkt: Der Geburtsort der Eltern (1971)
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c) Vergebliche Suche nach einer Frage zu race/ethnicity (1981)
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2. Entwicklung von direkten Fragen zu race/ethnicity
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a) Zensusfragebogen als Ergebnis zirkulärer Wissensproduktion (1991)
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b) Politisch korrekt und praktikabel? Volkszählungen 2001 und 2011
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- Zusammenfassung und Ausblick
- Schluss: Von der Einführung der Volkszählung im 19. Jahrhundert bis zu Big Data im 21. Jahrhundert
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Anhang
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Abkürzungsverzeichnis
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Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen und Grafiken
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Abbildungen und Tabellen
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Quellen- und Literaturverzeichnis
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Englischsprachiges Abstract
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Personenregister
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Sachregister
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- Fußnoten
- 出版地 : 德國
- 語言 : 德文
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